12 Jun |
Die Bindeweise der Speyhechel-Shrimp (Pattegrisen)Fliegenbinden Autor: Spezi |
Auf die Original-Bindeweise dieser Garnelenfliege bin ich erstmals 2006 durch einen Artikel von Morten Øland aufmerksam geworden. Er hat diese Fliege etwa 2002 gebunden und seitdem damit sehr erfolgreich gefischt. Basis dieses Musters ist die Whiting Spey-Rooster-Hechel, die im Fachhandel (Heger, Morefly.com, K&HD, Go Fishing etc.) als Balg und Sattel angeboten werden. Der Balg ist sicher universeller, da auch für kleinere Fliegen besser verwendbar. Diese speziellen Federn geben der Fliege ein lebensechtes Aussehen und Schwimmverhalten. Die Beinchen der Garnele werden hiermit sehr gut nachgebildet. Die Hecheln haben einen sehr dünnen reißfesten Kiel und sehr lange Fiebern. Durch den dünnen Kiel tragen sie nicht so stark auf. Und die feinen Fiebern spielen hervorragend im Wasser.
Die Garnelenfliege wird von Morten Øland in den Farben grau und weiß gebunden. Sie hat sich nicht nur für Meerforellen, sondern für viele Salzwasserfischarten, auch tropische, als äußerst erfolgreich erwiesen.
Die für die Pattegrisen verwendete Farbe salmon bzw. shrimporange (helles shell-pink, shell=Jakobsmuschel) hat inzwischen zum weiteren Erfolg dieses Musters beigetragen. Sie wurde besonders durch den Film „Geheimnisse der Meeforellen“ bekannt, erstmals wurde sie wohl etwa 2004 in dieser Farbe von Claus Eriksen gebunden.
Material-Aufstellung:
Haken: Shrimp-Haken, z. B. Partridge CS54 # 2-8, vorzugsweise 4-6
Faden: 8/0 , Dynema/GSP50 oder 70
Beschwerung: Tungsten-Matte-Streifchen oder Flachbleistreifen (Cognacflaschen-Banderole oben)
Transparente Antennen: 2 Fluoro Fibre Hanks oder Chrystal Flash, 4 Ultra-Hair ca 4-5 cm lang
Antennen/Fühler: 2 abgestreifte Speyhecheln, an der Spitze mit Fiebern, in Dreiecksform gekürzt, altern. lange dünne Grizzly-Hecheln oder vom weißen oder hellgrauen Sattelbalg.
Augen: Angeschmolzenes Mono 0,35 – 0,40 mm oder Fly Eyes
Rippungsfaden: Monofil 0,16 – 0,20 mm
Hecheln: Whiting-Spey-Hechel
Körper: Dubbing natur (grau) oder SLF
Rückenschild: Klares Flexibody mit Epoxyd-Überzug
Bindebeschreibung:
1. Auf der Hakenunterseite einen schmalen Streifen einer Tunsten-Matte einbinden, gegen Verdrehen lackiere ich zusätzlich alles etwas mit Bindelack oder Sekundenkleber. Die Beschwerung stabilisiert den Lauf der Fliege im Wasser und verleiht ihr bei ruckweiser Führung eine sägezahnartige Schwimmweise, die dem Fluchtverhalten einer Garnele entspricht.
2. Die erste Hechel aussuchen und im oberen Teil des Hakenbogens fixieren. Die Hechel sollte recht lange Fiebern haben, jedoch nicht zu lang, da sie sich sonst später beim Werfen um den Hakenbogen wickeln könnte. Nun die Hechel in vorsichtigen Windungen anwinden und das Bindegarn über die Hecheln zürückführen, dieses bündelt die Fiebern etwas und gibt ihnen Festigkeit an der Basis. Außerdem beugt es auch dem ‚Verfangen‘ der Fibern vor.
3. Nun die transparenten Antennen nacheinander einbinden(4 Stck), dann die Hechelstämme in V-Form darüber.
4. Einen relativ dicken Dubbingstrang in 5-6 mm Breite einbinden, dann die Augen darüber anordnen. Sie sollten einige mm über den Hakenbogen hinausreichen. Ich bevorzuge diese Bindeweise, man kann die Augen jedoch auch direkt auf den Haken Binden, also ohne Dubbing-Polster. Jetzt den Rippungsfaden (Monofil) unter dem Hakenschaft einbinden.
5. Die 2. und bei größeren Fliegen eine 3. Hechel auf das Dubbing binden und auf dem Schenkel fest fixieren. Nun einen weiteren dicken Dubbingstrang zum Hakenöhr winden und so ausformen, das eine konische Körperform entsteht, das Dubbing muß am Öhr dünn auslaufen. Erst die konische Form gibt der Fliege das charakteristische Aussehen.
6. Die Speyhecheln um den Körper herum zum Hakenöhr führen und bei jeder Windung die Fiebern zurückstreifen (Hechel doppeln). Anschließend mit einem Klettverschluss oder Bürste (Hundeflohkamm) alles vorsichtig auskämmen, gefangene Fiebern ‚befreien‘ und alles mit angefeuchteten Fingern nach unten streifen.
7. Ein Stück Flexibody in eine konische Form schneiden und das schmale Ende das Öhr überlappend einbinden. Mit dem Monofil das strammgezogene Rückenschild mit der breiten Seite zwischen den Augen hindurchführen, mit dem Bindefaden abfangen und mit ca. 10 Windungen das Monofil nach vorne führen und abbinden. Die ersten 3-4 Windungen breiter legen, dann zum Öhr schmaler werdend umwickeln. Alternativ mit Antronfiebern anstelle von Flexibody.
8. Nun etwas 5 Min. Epoxy auf den Rücken geben und vorsichtig verstreichen. Dieses dient der Haltbarkeit und gibt der Fliege ein noch realistischeres Aussehen. Bei Verwendung von Antronfiebern den Rücken mit Bindelack leicht tränken.
Wer möchte, kann vorher auf das Flexibody eine Schicht E-Z Sparkle Body in Pearl aufbringen oder etwas Twinkle Dust (mica) ins Epoxy mischen. Das macht die Fliege sehr auffällig (Winterfischerei) und effektvoll. Auch eine Colorierung mit Pantone- oder Letraset-Stiften bringt tolle Ergebnisse.
Nach dem Trocknen das Öhr vom Flexibody frei schneiden. So wird verhindert, das Epoxy ins Öhr läuft.
Allgemeine Hinweise:
Das Aufbringen von Epoxy sollte sparsam bzw. dünn erfolgen, da sonst durch das Gewicht des Epoxyds die Fliege nicht die korrekte Schwimmlage erhält und kippt oder sogar ganz up side down läuft, eben falsch herum. Man sollte deshalb etwas mehr Lagen Bleistreifchen einbinden (doppelt bis dreifach). Man kann diese Fliege natürlich auch gleich „Up Side Down“ binden (siehe Bilder), dann gibt es weniger Hänger oder Garnierung am Haken wenn man sie dicht über den Grund führt und hüpfen läßt. Ob das alles wirklich etwas an der Fängigkeit ändert, wer weiß es wirklich? Den Forellen ist es sicher egal, aber wenn man sich schon soviel Mühe macht, ist das gar nicht so unwichtig, „…von wegen“ dem Vertrauen in die Fliege.
Pattegrisen: Bei dieser Bindeweise wird zusätzlich eine Teal-Feder (Krickente oder Mallard-Stockentenerpel) als Mandibel eingebunden, noch bevor die 1. Hechel am Bogen eingebunden wird. Als Rückenschild werden anstelle des Flexibody (PVC-Folie geht auch, rutscht aber leicht weg) einige Antron-Faserstränge (Flyhair oder EP-Fiber) in hell pink verwendet, welche nicht durch die Augen sondern davor beginnend fächerartig abgeschnitten werden. Als Dubbing dient SLF saltwater in fl. shell pink und als Speyhechel die Farbe salmon. Pinkfarbene Speyhechel geht auch (Fisch & Fliege Nr. 13), ist mir aber zu knallig. Eher etwas für den Winter und Steelheads/Grönländer.
So, ist ’ne aufwändige Geschichte, aber spätestens nach der 3. Fliege hat man den Bogen raus.
Viel Erfolg beim Binden und ‚Gut Zwirn‘.
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