27
März

Die Bindeweise meiner Wobbelfly

categories Fliegenbinden, Fliegenfischen      Autor Autor: Spezi    

Die Wobbelfly, eine Art „Fly-Rapala“ des Fliegenfischers.

Diese Fliege ist ein hakenschlagender, ruckweise ausbrechender Süss- und Salzwasserstreamer für Hechte, Rapfen, Forellen, Wolfsbarsche und alles, was Raubfisch heißt.

Bindeweise in Anlehnung an die Fliegen von Martie van den Brand.

Seit vielen Jahren experimentiere ich mit diversen Bindeweisen- und Techniken, um einen universellen und dabei noch akzeptablen Wobbel-Streamer herzustellen, der sich aufreizend und wobbelnd im Wasser bewegt und ein flüchtendes, krankes, oder verletztes Fischchen darstellt. Noch gut konnte ich mich an den so erfolgreichen Rapala-Wobbler erinnern, so etwas als Fliege, dass war es.
So hatten meine ersten Bindeversuche vor ca. 15 Jahren mit den durch Bob Popovics bekannt gewordenen PopLip-Flies noch Silikonschaufeln oder -Tüten, diese Streamer waren aber allesamt recht schwer und klobig, aber im Wasser kamen sie  meinen Vorstellungen einer Wobbelfliege schon recht nahe.

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Wenn man sich die Gestaltung der Lippen meiner damaligen Streamer ansieht, ähneln diese doch schon sehr der Form des heutigen Magic Head von Petitjean. Wie gesagt, nichts ist wirklich neu.

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Als ich dann zum Großangriff auf die Hechte mit meinen schwimmenden Schaumstoff- „Offshore-Flies“ mit eingeklebter Plastiklippe blies, war von der Idee her ein weiterer Schritt getan. Nur wie lies sich am besten die Schaufel, ohne diese im oder am Körper einkleben zu müssen, auf dem Hakenschenkel befestigen?

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Hechtstreamer mit Wobbelschaufel

Eine gute Lösung hierfür fand dann der Holländer Martie van den Brand wie auch der Amerikaner Greg Saunders mit den Flylipps. Wie Greg fertigt auch Martie seine Schaufellippe mit einem Steg an, welchen er auf den Hakenschenkel legt und dort festbindet, einfach und genial. Zusätzlich bohrt er in die Schaufel mit heißer Nadel ein kleines Loch, um die Schaufellippe auf den Hakenschaft aufziehen zu können, so ist sie zusätzlich unverrutschbar fixiert. Die Schaufeln wurden bei ihm anfangs aus den klaren Kunststoff-Abdeckkappen von Haargeels, Festigern und Shampos hergestellt. So mache ich es heute noch, obwohl es diese inzwischen auch zu kaufen gibt. Ich habe  nach meinen Vorstellungen ähnliche Schaufel-Lippen entworfen.

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Diverse Schaufeln

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„Klebchen“ auf Abdeckkappe zum Ausschneiden

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Wobbelschaufeln und Schaumstoffteile

Die Wahl der Schaufelgröße ist abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit des Gewässers und der Einholgeschwindigkeit der Fliege, d.h. starke Strömung und sehr schnelles Einholen der Schnur kleine Schaufel, für schwächere oder keine Strömung sowie langsame Führung der Fliege größere Schaufeln.

Vorbereitete Haken # 1 + 1/0

Vorbereitete Haken # 1 + 1/0

Benötigte Materialien:

Haken:

Streamerhaken Tiemco 9394, Mustad S 74S SS, #6-6/0

Schaufel:

Kunststofflippe aus Abdeckkappe

Schwanz:

Farbe weiss, Gudebrod G

Schwanz / Tag:

Polarfiber weiss/oliv/chartreuse

Unterkörper:

Schaumstoffplatte weiß aus Kreativ-Markt oder Polycylon

Oberkörper

Schaumstoffplatte (weiß/chartreuse/gelb/rot/ oliv/blau) aus Kreativ-Markt oder Polycylon

Überzug:

E-Z-Shape, Shape-it von R.M., zusätzlich Epoxy 2 K-Lack

Augen:

3D-Eyes / Folienaugen selbstklebend, optional nach Wunsch

Bindeanleitung:

1. Haken etwa am Ende des ersten Drittels des Schenkels mittels Zange (und Schraubstock) um ca. 10° -15° nach unten biegen, ein nur kurzes Erwärmen mittels Feuerzeug erleichtert dieses. Öhr und Hakenbogen müssen dabei in einer Flucht bleiben. Durch das Biegen des Hakens wird der Schwerpunkt nach hinten unten in den Bogen verlagert und dieses soll später das Verdrehen der Fliege beim Fischen verhindern. Die Wobbelschaufel durch das Loch in der Schaufel auf den Haken aufschieben, den konvexen Teil voran. Die Schaufel ganz zum Öhr führen, dahinter den Bindefaden festlegen, den Steg der Schaufel umbiegen und mit dem Faden fest einbinden und gut lackieren (Nagellack oder Sekundenkleber). Die Flucht des Hakens und der Schaufel nochmals prüfen und ggf. korrigieren. Die Schaufel sollte ca. 2mm hinter dem Hakenöhr beginnen, also Öhr freihalten.

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2. Bindefaden zum Hakenbogen führen und hier die Schwanzmaterialien einbinden (evtl. 2 verschiedenfarbige Kunststoffstränge), ich verwende hierfür gern Polyfiber, da diese sehr gut spielt, und noch etwas Flash an beiden Seiten einbinden.

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3. Die vorbereiteten Polycelon-Streifen aus Plattenmaterial für Ober- und Unterkörper einbinden und nun einzeln Segment für Segment ein- und festbinden, erst den Unter- und dann den Oberkörper, dieses in größer werdenden Abständen nach vorne zum Öhr so ausführen,  dass eine gut sichbare Abstufung erfolgt, hinten ganz eng, vorne weit auseinander. Bei jedem oder jedem zweiten Bindeschritt den Schenkel und die Innenseiten mit Kleber oder Lack einstreichen, damit sich später nichts verdrehen kann.

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4. Am Öhr und der Schaufel angekommen wird der Bindefaden gesichert und abgebunden, die überstehenden Schaumstoffenden abgeschnitten und der Whip-Finish mit Lack oder Sekundenkleber gesichert.

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Die Wobbelfliege ist nun eigentlich fertig, es sei denn, sie soll noch verschönert und gegen die Zähne der Räuber gesichert werden.


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5. Ich bestreiche nun die Fliege mit einem dickflüssigen Kunststoffmaterial mit Namen E-Z-Shape Sparkle Body, ein super Material für alle Arten von Fliegen die noch einen Überzug erhalten sollen, z. B. Sandaalfliegen, Wigglecandys, Clouserflies und für andere Köpfe von Streamern. Das Shape kann ruhig etwas dicker und satter aufgetragen werden, dadurch kann man die Silouette der Fliege etwas korrigieren, z.B. zum Schwänzchen einen besseren Übergang schaffen. Das Material schrumpft beim Trocknen noch erheblich ein. In das noch feuchte Shape setze ich die Augen ein. Nach dem Trocknen (über Nacht) kann man alles noch etwas nach collorieren bei Bedarf. Als Kiemen werden knallrote Wangenstriche auf jeder Seite aufgemalt. Anschließend bestreiche ich alles zwecks besserer Haltbarkeit mit einer dünnen Schicht 2K-Lack und lasse die Fliege 2-3 Stunden im Epoxy-Trockner drehen damit sich der Lack gleichmäßig verteilt.

Oben Chartreuse, unten Perl-Weiss

Oben Chartreuse, unten Perl-Weiss

Fertig zum Trocknen

Fertig zum Trocknen

Ein Probelauf in der Badewanne oder später am Wasser zeigt, ob der Streamer richtig läuft. Das ist für mich immer der spannendste Augenblick und wenns klappt eine Belohnung für die Mühe.

Wie man sieht, ist die Wobbelfly nun wesentlich schlanker geworden nach dem Trocknen. Ein Teil des blauen „Oberkörpers“ scheint durch. Das ist auch so gewollt. Nur mit Perl-Weiss bestrichen hätten wir einen blau-perl glitzernden Körper, sehr gut bei der Nachbildung kleiner Heringe für Meerforellen.

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Natürlich kann man den Streamer auch ohne das Schwänzchen binden. Diese ist dann angesagt, wenn die Räuber nur zaghaft und kurz beißen. Es verändert das Laufverhalten jedoch erheblich, und man sollte dann kleinere  Schaufeln verwenden.

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Wobbelflies mit und ohne Schwanz, ohne E-Z-Spape

Sollte die Fliege nicht richtig laufen, feilt man die Kunststoff-Schaufel noch etwas zurecht, dadurch kann man sie oft noch „retten“ und sie läuft besser.

Noch einige Hinweise:

Besonders diese Fliegenart muss mit einem offenen Schlaufenknoten angebunden werden, damit sie sich frei bewegen kann. Sonst „schwänzelt“ sie wesentlich geringer. Ruckweise eingeholt verführt und reizt die Fliege mit ihren seitlichen Ausbrüchen die Räuber, bei kontinuierlicher Einholung , z. B. Hand über Hand, wobbelt sie durchs Wasser und man spürt dieses sehr deutlich in der Schnur. Die Schnurspitze/Vorfach sollte sinkend oder Intermediate sein, oder gleich eine leicht sinkende Schnur, damit die Fliege unter die Oberfläche gezogen wird. Auch am sinkenden- oder intermediate-Spiro kann sie gut gefischt werden. Ich mache es aber nur, wenn sehr starker Wind herrscht oder man weit werfen muss um die Fische zu erreichen.

Hier noch einige Fliegen, Hechtfliege in # 6/0 und kleinere Fliegen in # 1:

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Nun viel Spaß und Geduld beim Nachbinden und schöne Erfolge damit beim Fischen.

Tight Lines

Spezi

Fliegenart:

Streamer

Erscheinungsjahr:

ca. 2003

Original von:

Martie van den Brand

Nachweis/Quelle:

Internet

Gebunden von:

Spezi

Schwierigkeitsgrad:

schon schwerer

Zielfische:

Rapfen, Hecht, Forelle, Wolfsbarsch

Kommentare

4 Kommentare zu “Die Bindeweise meiner Wobbelfly”

  1. Paddy am 04.04.2009 um 19:04 Uhr 

    Oh Mann, ich hätte riesige Lust das Teil zusammenzubauen 😉

  2. Hoffi am 05.04.2009 um 11:41 Uhr 

    Meinst du jetzt wirklich die Fliege oder evtl. den Millenium Falcon? 😉

  3. Paddy am 05.04.2009 um 12:05 Uhr 

    Sorry, verklickt. Ich meinte natürlich den Falcon 😉

  4. Sophie am 29.10.2017 um 21:31 Uhr 

    Hi,
    wo kriegst du die Haken und den Body-Kleber zu kaufen?
    LG

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